Kunst mit KI: Wie jeder zu Da Vinci wird

Eines ist sicher: KI ist gekommen, um zu bleiben. Du musst nun entscheiden, ob du die Macht von KI nutzt oder von ihr ersetzt wirst.

Deshalb tauchen wir heute in die Welt der KI-Kunst ein. Vor allem möchte ich dir zeigen, wie du als Künstlerin oder Künstler davon profitierst (und was Bild-KI noch nicht kann)!

Was künstliche Intelligenz für Bilder malt

Bevor ich dir verrate, wie du KI-Kunst für dich nutzen kannst, hier einige aktuelle Beispiele. Diese Bilder sind komplett per KI generiert und basieren auf reinen Text-Eingaben (Prompts).

Ich denke, dieser kleine Auszug verdeutlicht: Alles ist möglich. Und wenn nicht, dann in naher Zukunft.

Hast du Angst?

Die krassen Möglichkeiten von KI können einschüchternd wirken und sogar Angst machen. Zugegeben: Mir geht es da ähnlich. Und das, obwohl ich nicht nur Digital Native, sondern auch leidenschaftlicher „Techniker“ bin.

Als Künstler und Designer weiß ich, wie unfassbar viel Arbeit früher in die Bildbearbeitung geflossen ist (Grüße gehen raus an alle, die noch in Kleinarbeit fehlende Bild-Elemente stempeln mussten).

Jetzt ist jedes vorstellbare Motiv nur ein Fingerschnippen entfernt.

Als Unternehmer denke ich aber auch: Wir dürfen uns nicht davon lähmen lassen!

In der Geschichte gab es immer wieder Entwicklungen, die Angst und Protest hervorgerufen haben. Drei Beispiele, kurz angerissen:

  • Die Erfindung der Fotografie. Porträtmaler mussten sich plötzlich mit Fotografen messen – eine Diskussion um Kunst, Ästhetik und Wahrnehmung entbrannte. Und heute? Hat jeder eine Profi-Kamera in der Hosentasche.
  • Das Internet. Ok, das Beispiel ist fast schon zu plump. Aber vor knapp 35 Jahren wurde das Internet noch belächelt oder für seine vermeintliche Rechtsfreiheit gefürchtet. Was das Internet heute für eine Bedeutung hat, brauche ich nicht zu erklären…
  • Einführung der Elektrizität. Elektrizität ist für uns absolut Selbstverständlich. Der Schalter klickt, das Licht geht an. Doch auch diese Erfindung wurde nicht ohne Widerstand empfangen. Gesundheitliche und ökonomische Bedenken (da wären wir wieder beim Thema Job-Verlust) waren hier noch die rationalsten Erscheinungen.

Falls du noch einige Stichpunkte brauchst: Luft- und Raumfahrt, Bitcoins, Cloud Computing, Kernspaltung, Transplantationen, Impfungen und vieles mehr.

Und nun die KI. Diesmal brauchen wir von den Geschehnissen nicht in Büchern lesen, sondern sind unmittelbar Teil davon.

Der Unterschied zu früheren Ereignissen? Das Intervall disruptiver Entwicklungen verkürzt sich ständig. Heißt auch, das wir uns stetig anpassen müssen.

Denn, so eines meiner Lieblingszitate von Friedrich Schiller:

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Dieser Artikel kann dein Anfang sein, mit der Zeit zu gehen und KI für deine Kunst (oder beliebige andere Dinge) erfolgreich einzusetzen.

Das Prompting: So sprichst du (richtig) mit einer KI

Beim Einsatz von künstlicher Intelligenz gilt der Spruch „Shit in, shit out“ gleich doppelt.

Vor allem KI, die mit künstlichen neuronalen Netzen arbeitet, muss als erstes trainiert werden. Vereinfacht gesagt: Sie muss mit riesigen Datenmengen gefüttert werden, um Beziehungen zwischen zum Beispiel Text- und Bildinformationen herstellen zu können.

Hier lauert eine große Gefahr: Sind die Datenmengen zu klein oder nicht heterogen genug, entstehen Ungleichgewichte in den Ergebnissen. In der Kunst ist das vielleicht nicht so schlimm – an anderer Stelle kann das sehr kritisch sein (zum Beispiel in der Medizin).

Der zweite Faktor ist die richtige Nutzung der KI. Und hier kommen wir (endlich) zum sogenannten Prompting. So werden die Aufforderungen genannt, die du an die KI schickst.

Hier ist vor allem Präzision gefragt!

Je exakter deine Anfrage, desto besser wird das Ergebnis.

Passend zu unserem künstlerischen Kontext habe ich dazu zwei Beispiele für dich:

Erstellt mit Midjourney | Prompt: A cake
Erstellt mit Midjourney | Prompt: photo of a chocolate cake on the kitchen table, three layers of different chocolate, cream and strawberries on top –v 6.0

Wie man sieht, sind die Ergebnisse bei der ersten Formulierung sehr unterschiedlich. Meine präzise Anfrage hingegen führte zu sehr ähnlichen Ergebnissen, die für mich auch reproduzierbar sind.

Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, was die Kartoffeln auf der Torte oben rechts machen… 😉

Je nach KI-Modell und Anbieter, kannst du neben Informationen zur Bildgestaltung (Tiefenschärfe, Art der Beleuchtung, Bokeh) noch weitere Parameter ergänzen (zum Beispiel das gewünschte Format, Stile, Qualitätsabstufungen und mehr).

Ein paar Beispiel-Prompts, die du für deine KI-Kunst ausprobieren kannst:

Gewünschtes ErgebnisPrompt (Midjourney)
Foto von einem alten Auto, das auf einer Landstraße fährt (im Vintage-Look)nostalgic cabrio, young couple, cruising on the country road, fields, vintage photo, sepia, tiny artifacts regarding the quality of the photo –v 6.0
Ein Aquarell-Bild von Sonnenblumenpainting of sunflowers, slightly abstract style, watercolor, few colors
Ein goldener Drache auf einem Bergepic golden dragon living on a mountain, sunrise, fantasy
Einfache Strichzeichnungen, die zum Beispiel als Ausmalbilder genutzt werden könnencoloring page for kids, farm house, cartoon style, thick lines, low details, no shading
Typische Cafe-Szenerie, wo eine Frau einen Kaffee trinktphoto of a 30-year-old woman drinking coffee in a cafe, –ar 16:9
Zutaten für einen Kartoffelsalatingredients for potato salad displayed before mixing, soft potatoes, vibrant whole red onions, gherkin pieces, mayo, seasonings, close-up, each ingredient highlighted before being combined

Wie du wahrscheinlich gemerkt hast, sind das die Prompts für die obigen Beispiel-Bilder.

Diese Prompts lassen sich natürlich noch deutlich weiter verfeinern. Ich denke aber, damit hast du eine super Basis um ein wenig mit der KI-Kunst zu experimentieren.

Tipp: Wenn du Schwierigkeiten hast, die richtigen Prompts zu finden, kannst du dazu ebenfalls eine KI (zum Beispiel ChatGPT) befragen. Verrückte Welt, oder?

Künstlerische Stile imitieren

Soweit so beeindruckend! Aber wie kannst du solche Bilder jetzt für deine analogen Kunstwerke (zum Beispiel Aquarelle) nutzen?

Zum einen eigenen sich die KI-Kunstwerke einfach als Inspiration. Dafür sind unpräzise Prompts spannend, da sie immer wieder mit Ideen überraschen, an die man so gar nicht dachte.

Zum anderen ermöglicht dir KI die Generierung von Vorlagen in beliebigen Stilen. Damit kannst du nicht nur Maltechniken, sondern auch Kunstrichtungen mit einbeziehen. So wird aus unserer Schoko-Torte ganz schnell eine Popart-Schoko-Torte.

Popart Schokokuchen
Erstellt mit Midjourney | Prompt: chocolate cake on the kitchen table, three layers of different chocolate, cream and strawberries on top, popart

Und, wie der Titel bereits verrät: Auch Künstler lassen sich als Eingabe-Information nutzen. So können wir auch einen Schokokuchen im Stil von Leonardo Da Vinci erstellen.

KI-Bild Schokokuchen von Da Vinci
Erstellt mit Midjourney | Prompt: painting of a chocolate cake by leonardo da vinci

Möchtest du also ein schönes Aquarell-Bild von einem Kuchen malen, dann lässt du dir einfach folgende Vorlage erstellen:

Aquarell Schokokuchen
Erstellt mit Midjourney | Prompt: simple, slighlty abstract watercolor painting of a chocolate cake on the kitchen table, three layers of different chocolate, cream and strawberries on top

Typische KI-Fehler bei der Bild-Generierung

Vergleicht man die KI-Bilder von heute mit vor einem Jahr wird deutlich, wie krass die Fortschritte in der Technologie sind.

Nichtsdestotrotz findet man auch in den führenden Modellen immer wieder (kleine und große) Fehler.

Typische Fehler treten zum Beispiel bei feinen Strukturen auf, bei der Generierung von Händen/Fingern oder Schrift.

Viel spannender finde ich allerdings die Logik-Fehler, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen. Denn hier haben wir der KI noch einiges voraus.

Schau dir mal folgendes Bild an und überlege, was da nicht stimmt:

Erstellt mit Midjourney

Hast du die Fehler sofort gefunden? Schreib’s doch mal in die Kommentare unter diesem Artikel!

Das ist natürlich nur ein kleiner Auszug an möglichen Fehlern. Zukünftig werden die Berechnungen mit Sicherheit noch besser – aber am Ende solltest du dir immer die Zeit nehmen, die Details deiner KI-Kunst zu betrachten!

Gute KI, böse KI

Die große Frage: Ist KI jetzt etwas Gutes? Oder absolut böse?

Die Frage lässt sich vermutlich ausgiebig diskutieren (klingt nach einer prima Aufgabe für den Ethik-Unterricht).

Ich denke, es ist wie immer in der Menschheit: Die Technologie an sich ist einfach nur ein Werkzeug. Wichtig ist, was wir daraus machen. Und wir wissen auch, dass Technologie leider immer auch bösartig genutzt wird.

Im Bezug auf Bild-KI bedeutet das, dass gefälschte Bilder zukünftig nicht mehr als solche erkennbar sein werden. Identitäten sind vermutlich mehr in Gefahr denn je. Und das Urheberrecht? Tja, das ist nochmal eine ganz andere Diskussion. Dazu braucht es wohl nochmal einen eigenen Artikel.

Auch wenn ich absolut kein Freund von Überregulierung bin – Pläne wie der AI Act sind auf jeden Fall (kurzfristig) notwendig.

Im Gegensatz dazu bringt der KI-Durchbruch ganz neue Möglichkeiten für die Menschheit. Nicht umsonst wird die aktuelle KI-Entwicklung häufig mit der Erfindung des Internets gleichgesetzt.

In allen Bereichen des Lebens kann KI für Verbesserungen sorgen. Sei es in der Industrie, der Mobilität, in der Medizin oder im ganz privaten Alltag.

Lang lebe die Kunst!

Fakt ist, die verschiedenen KI-Modelle werden bestimmte Bereiche (zum Beispiel die angesprochene Bildbearbeitung) so extrem beschleunigen, dass Arbeitsplätze wegfallen – oder anders besetzt werden müssen. Auch Stockfotos werden weniger gebraucht und sogar ganze Shootings ersetzt.

Einige Dinge werden sich aber nicht ändern: Egal ob Photoshop, ProCreate oder Midjourney – es wird immer Menschen geben, die sich mit diesen Werkzeugen auskennen müssen. Wenngleich die Lernkurve für die reine Bild-Erstellung deutlich kürzer und steiler ist.

Was aber keine KI der Welt ersetzen kann, ist der künstlerische Prozess an sich.

Der kreative Flow, indem man sich beim Malen befindet. Die positiven psychologischen Auswirkungen, die das (analoge) Malen auf uns hat.

Außerdem werden physische Unikate noch wertvoller, denn ein echtes Aquarell- oder Acryl-Bild per KI zu erstellen erfordert neben der Software auch die passende Hardware. Das ist eine deutlich größere Hürde, als die schnelle Registrierung bei einer Bild-KI.

Kunst- und Maltechniken mit Holz, Stein, Epoxidharz, Öl und Co. bleiben daher eine Besonderheit und lassen sich nicht einfach klonen.

KI ist also nicht nur eine Gefahr, sondern auch eine echte Chance für die Kunst.

Die wichtigsten Anbieter für KI-Bilder

Zeit, dass du auch ein bisschen mit Bild-KI experimentierst! Dafür empfehle ich dir folgende Modelle:

Da sich in diesem Bereich extrem viel tut, werde ich diesen Artikel immer mal wieder anpassen. Ich freue mich auf dein Feedback in den Kommentaren!

8 Gedanken zu „Kunst mit KI: Wie jeder zu Da Vinci wird“

  1. Das war wirklich ein sehr interessanter Artikel, danke dafür.

    Ich glaube auch, dass die KI einiges revolutionieren kann, aber die Gefahren sind halt immer da. Da müssen dann unsere Gesetzgeber ran. Das ist ja wie damals mit dem Illegalen Downloaden von Musik und Filmen – irgendwann entstanden so die Streamingdienste.

    Das „fehlerhafte“ Bild mit der Frau: ich bin jetzt kein geschultes Auge, aber die Finger sehen sehr unterschiedlich aus.
    Zudem hat die Tasse zwei Henkel (das ist mir auch tatsächlich als erstes aufgefallen) und es ist befremdlich, dass die Dame die Tasse mit zwei Fingern von unten festhält.

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  2. Danke für den interessanten und informativen Artikel!
    KI wird definitiv nicht mehr gehen und daher ist es wichtig, sich mit den Möglichkeiten und Chancen, die sie in verschiedensten Bereichen bietet, zu beschäftigen.
    Hände sind immer noch ein großes Manko der KI, das ist auch auf den beiden Café-Fotos wieder mal deutlich zu sehen, und dann noch der Doppelhenkel …
    Auf eine Art hat es aber auch etwas beruhigendes, dass das menschliche Abbild, menschliche „Strukturen“ eben doch nicht ganz so einfach nachzubilden sind. Vielleicht sollte es auch einfach dabei bleiben, aber das ist schon fast wieder eine philosophische Frage. 😉

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  3. Hallo Timo,

    vielen Dank für diesen sehr interessanten Blogbeitrag! Ich denke man darf sich der KI nicht verschließen, denke aber auch, dass „handgemachte“ Kunst immer einen besonderen Stellenwert genießen wird.
    LG Ilona

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  4. Hallo Timo,

    während des Zweiten Weltkriegs brachten die Nazis einige Gemälde von Gustav Klimt ins niederösterreichische Schloss Immendorf, das wenige Tage vor Kriegsende von abziehenden Truppen in Brand gesteckt wurde. Die Fakultätsbilder sowie weitere Werke Klimts und andere Kunstschätze wurden dabei zerstört. Heute existieren nur noch Skizzen und Schwarz-Weiß-Fotos der Gemälde. Eine KI hat nun die Bilder anhand der Farbgebung Klimts rekonstruiert. Man kann sich nun vorstellen, wie sie ausgesehen haben könnten.
    Vor kurzem wurde die Premiere von Beethovens 10. Symphonie, nun vollendet und weiterkomponiert durch eine KI, gefeiert.

    Wir müssen kreativ sein im Einsatz künstlicher Intelligenz. Aber das war ja auch Fazit Deines interessanten Artikels. Vielen Dank dafür. LG Claudia

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  5. Danke für den interessanten Artikel.
    Die Tasse mit 2 Henkeln isz zumindest ungewöhnlich. Aber die Hände passen nicht zueinander. Die Glieder der Finger der einen Hand sind kürzer.

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