Aquarelle sind faszinierende Bilder, die sich durch eine vielseitigen und filigranen Farbauftrag auszeichnen und eine wunderbar frische Leichtigkeit ausstrahlen.
Die Möglichkeiten sind vielfältig – du kannst filigrane Blumen malen, Tiere und Menschen darstellen, dich der Landschaftsmalerei widmen oder abstrakte Kunstwerke erschaffen. Die spannendsten Darstellungen entstehen häufig aus einem ungeplanten und spontanen Farbauftrag. Anfängern und Fortgeschrittenen eröffnet die Aquarellmalerei daher ungeahnte Möglichkeiten für die individuelle Entfaltung der eigenen Kreativität.
Für einen Ausflug in die Welt der Aquarellmalerei benötigst du neben Aquarellfarben und hochwertigem Papier auch gute Aquarellpinsel. In diesem Ratgeber erfährst du, was einen guten Aquarellpinsel auszeichnet und welche Pinselformen es gibt. Mit unseren Tipps findest du im Handumdrehen die passenden Aquarellpinsel.
Was macht einen Aquarellpinsel aus?
Grundsätzlich besitzen Pinsel einen relativ einfachen Aufbau. Sie bestehen aus einem Stiel, einer Metallzwinge und einem Pinselkopf mit einem rund oder flach angeordneten Pinselhaarbesatz.

Der längliche und relativ dünne Stiel eines Aquarellpinsels besitzt eine leicht konisch zulaufende Form und besteht in der Regel aus rohem, gewachstem oder lackiertem Holz. Die Metallzwinge dient als Verbindungselement von Stiel und Pinselhaarbesatz.
Im Gegensatz zu pastösen Varianten wie Öl- oder Acrylfarben sind Aquarellfarben sehr flüssig.
Die weichen Haare guter Aquarellpinsel zeichnen sich durch eine hohe Aufnahmekapazität aus und geben die Farbe auf dem Malmedium kontrolliert wieder ab. Der feine und weiche Pinselbesatz der Aquarellpinsel ist sehr flexibel und ermöglicht je nach Pinselgröße gleichermaßen großflächiges Malen und filigrane Feinarbeiten.
Eine haarige Entscheidung: Synthetik oder Echthaar?
Klassische Borstenpinsel aus Schweineborsten sind für die Aquarellmalerei nicht empfehlenswert, sie eignen sich deutlich besser für den Farbauftrag von pastösen Farben (Öl oder Acryl). Bei Aquarellpinseln hast du die Wahl zwischen Synthetik- und Echthaar-Besatz.

Aquarellpinsel aus Echthaar
Tierhaare (Marderhaar, Ponyhaar, Ziegenhaar etc.) sind bei der Herstellung von Pinseln bereits seit Jahrhunderten im Einsatz und erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit. Bei der Mehrzahl der Echthaarpinsel handelt es sich um Marderhaarpinsel. Es gibt auch Rindshaar-Aquarellpinsel aus den feinen Ohrhaaren der Rinder, die teilweise eingefärbt und als Rotmarder-Imitation angeboten werden.
Seltener findest du Fehhaar-Pinsel, die aus den feinen Schweifhaaren von russischen oder kanadischen Eichhörnchen bestehen. Besonders exklusiv sind Aquarellpinsel mit einem Besatz aus den Schweifhaaren des sibirischen Kolinsky-Rotmarders. Die Haare sind besonders fein und weich, können dank ihrer besonderen Struktur sehr viel Aquarellfarbe aufnehmen und geben sie kontrolliert wieder ab.
Kolinsky-Rotmarderpinsel sind aufgrund der Verwendung dieser exklusiven Tierhaare sehr teuer. Die Aquarellpinsel aus einfachem Marderhaar sind im Vergleich zwar deutlich kostengünstiger, zu Schnäppchenpreisen findest du sie jedoch eher nicht.
Aquarellpinsel aus Synthetikhaar
Als Tierfreund legst du großen Wert auf den Tierschutz und suchst nach einer Alternative zu Echthaarpinseln? Dann sind Aquarellpinsel mit einem Besatz aus Kunsthaar eine gute Wahl. Sie zeichnen sich inzwischen überwiegend durch eine hohe Wasser- und Farbaufnahme aus und du wirst bei hochwertigen Synthetikhaarpinseln kaum noch Unterschiede zu Echthaarpinseln feststellen. Es gibt also keinen Grund mehr, hier auf tierische Produkte zurückzugreifen.
Besonders erwähnenswert sind Toray-Aquarellpinsel, Torayhaar wurde in den 1970er Jahren in Japan entwickelt und besteht aus Polyamid-Synthetikfasern. Sie sollen die charakteristische Struktur der Rotmarderhaare bestmöglich imitieren und sind für hohe Spannkraft, feine Qualität und lange Lebensdauer bekannt.
Grundsätzlich bieten Kunsthaar-Aquarellpinsel eine gute Elastizität, lassen sich leichter reinigen und sind weniger empfindlich als Tierhaar-Pinsel. Für Anfänger ist zudem der vergleichsweise günstige Anschaffungspreis ein wichtiges Kaufargument, denn die robusten Aquarellpinsel aus Synthetikhaar sind wesentlich günstiger als Echthaarpinsel.
Beide Varianten bieten optimale Eigenschaften für die Aquarellmalerei, letztendlich hängt deine Entscheidung von deinen individuellen Ansprüchen ab. Als Einsteigerin oder Einsteiger solltest du jedoch unbedingt mit synthetischen Pinseln starten.
Welche Pinselformen gibt es?

Die Bandbreite der Aquarellpinsel ist nahezu unerschöpflich, im Wesentlichen lassen sich die folgenden Grundformen unterscheiden:
Rundpinsel

Die Klassiker unter den Aquarellpinseln zeichnen sich durch einen rund angeordneten Besatz aus und verfügen über eine leicht abgerundete Spitze. Rundpinsel sind vielseitig einsetzbar und lassen sich leicht handhaben, daher erweisen sie sich als echte Allroundtalente und ideale Einsteigerpinsel. Du kannst sie für größere Flächen nutzen, florale Muster kreieren und mit der Pinselspitze sogar feine Details ausarbeiten.
Flachpinsel

Namensgebend ist der flach ausgearbeitete Besatz. Flachpinsel besitzen eine gerade Kante und eignen sich wunderbar, um große Hintergrundflächen anzulegen. Auch geometrische Formen malst du spielend mit Ihnen, Häuser, Mauern oder Backsteine erhalten so Ihre klassische Form. Mit einem Flachpinsel lassen sich außerdem Linien tupfen.
Schrägpinsel

Eine Variante der Flachpinsel sind die Schrägpinsel (auch Schwertpinsel genannt). Sie besitzen eine leicht abgeschrägte Kante, die sich wunderbar für Ornamente oder das Malen von Hausdächern eignen. Auch für Blätter und Blüten lässt sich ein Schwertpinsel sehr gut nutzen.
Flächenpinsel

In einer besonders breiten Ausführung wird der Flachpinsel auch als Flächenpinsel bezeichnet. Diese extreme Variante ist sehr hilfreich, wenn es darum geht, große Flächen schnell zu bemalen. Auch für die Befeuchtung des Papiers mit reinem Wasser sind solche Flächenpinsel super geeignet. Durch das schnelle Malen hat das Wasser weniger Zeit zu verdunsten und lässt sich gleichmäßiger Verteilen.
Katzenzungenpinsel
Diese speziellen Aquarellpinsel ähneln den Flachpinseln, besitzen jedoch eine abgerundete Kante. Den Namen verdanken sie dem flachen und leicht gebogenen Besatz, der entfernt an eine Katzenzunge erinnert. Diese Pinsel eignen sich ebenso wie die Flachpinsel für größere Flächen, du kannst sie dank der abgerundeten Form auch wunderbar für schmale Linien, Tupfen oder natürliche Konturen wie Wolken oder Blüten verwenden.
Fächerpinsel

Die strahlenförmig angeordneten Haare der Fächerpinsel erinnern optisch an einen Fächer. Auch wenn sie auf den ersten Blick relativ breit wirken, für das Anlegen großer Flächen sind sie nicht geeignet. Mit Fächerpinseln kannst du jedoch spannende Effekte und Details kreieren, sie eignen sich wunderbar für Feinarbeiten. Mit ihnen zauberst du Gräser, Tierhaare oder entfernt im Hintergrund stehende Bäume in deine Arbeiten.
Schlepperpinsel

Die Schlepperpinsel ähneln den klassischen Rundpinseln, weisen jedoch einen Besatz mit längeren Haaren auf. Sie besitzen daher ein deutlich höheres Farb- und Wasseraufnahmevermögen. Du kannst mit Ihnen schwungvolle Linien ziehen, ohne abzusetzen lange Äste malen oder deinen Bildern grafische Elemente hinzufügen. Mit der feinen Spitze lassen sich perfekt kleine Details malen. Schlepperpinsel werden auch als Linierpinsel oder Schriftenpinsel bezeichnet.
Verwaschpinsel
Diese Aquarellpinsel sehen ebenfalls wie Rundpinsel aus, sind jedoch deutlich größer. In der Regel weisen Sie mehr Haare auf und können sehr viel Wasser aufnehmen. Sie werden weniger für den Farbauftrag verwendet und dienen in erster Linie dazu, aufgetragene Farbe zu vermalen oder zusätzlich Wasser aufzutragen. Du kannst mit diesen Pinseln beispielsweise wunderbar einen Himmel oder eine größere Wasserfläche anlegen.
Welche Aquarellpinsel brauchst du (wirklich)?
Für den Einstieg benötigst du keineswegs eine riesige Anzahl an Aquarellpinseln. Am Anfang ist es sinnvoll, wenn du dir zunächst ein paar Rundpinsel in unterschiedlichen Größen zulegst, mit denen du üben kannst. Neben dem Einzelkauf kann auch ein kleines Pinselset eine gute Wahl sein.
Achte beim Kauf insbesondere auf folgende Faktoren:
- Achte darauf, dass die Pinselhaare möglichst fein, weich und flexibel sind.
- Die Pinselgröße hängt maßgeblich vom gewählten Format des Aquarellpapiers ab. Um größere Flächen zu bemalen ist automatisch mehr Budget nötig.
- Es sollten keine Haare von der Pinselspitze abstehen! Andernfalls ruinierst du dir den präzisen Farbauftrag. Bei vielen Pinseln schützt ein Plastikröhrchen die Spitze.
Nachstehend findest du eine kleine Einkaufsliste für eine mögliche Grundausstattung:
- mehrere Rundpinsel in unterschiedlichen Größen: z. B. 4, 8, 12
- ein Rundpinsel in Größe 24 für größere Flächen
- ein Flachpinsel in Größe 20
- ein Schlepperpinsel für Details
- ein Verwaschpinsel in Größe 5
Weniger ist zunächst mehr und erleichtert dir das Ausprobieren unterschiedlicher Techniken. Mit der Zeit lernst du dazu und kannst deine Pinselsammlung nach und nach erweitern.
Viel Freude beim Malen mit deinen neuen Aquarellpinseln!